Inventar der Trockenmauern

auf dem Gebiet der Ortsgemeinde Quinten

Bedeutende Zeugen früherer Bewirtschaftung, wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen, harmonisch eingebettet in die Landschaft: 
Die Trockenmauern auf dem Gebiet der Ortsgemeinde Quinten

 

Das Inventar wurde von der Stiftung Pro Quinten initiiert und in Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde Quinten und der Waldregion 3 Sarganserland realisiert.

Bisher sanierte Trockenmauern:

 


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Allgemeine Informationen
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Stützmauer
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Standort
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Rebbergrand
Wald
Waldrand
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Weiderand
Wiese
Wiesenrand
Metrische Angaben
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4 Fläche (Quadratmeter)
-
3 Länge (Meter)
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1 Sichthöhe maximal (cm)
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2 durchschnittliche Höhe (cm)
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Sanierungsaufwand
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Intakt %
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Reparatur %
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Neuerstellung %
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Priorisierung Sanierungspotential 1–10 Punkte
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ökologisches Potenzial
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Effekt für die Öffentlichkeit
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historische Bedeutung
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Sanierungsdringlichkeit
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Sanierungsaufwand
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Unterhalt
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Sanierung
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Stand Sanierung
unsaniert
Sanierung in Planung
in Sanierung
saniert

Inventar

 

Das Trockenmauer-Inventar von Quinten wurde gemeinsam von der Stiftung Pro Quinten, der Ortsgemeinde Quinten und der Waldregion 3 Sarganserland erstellt. Die Stiftung Pro Quinten, die sich seit 1988 für das Dorfbild und die Landschaft von Quinten einsetzt, hat 2003 ein grösseres Landschaftsprojekt in der Laui Quinten gemeinsam mit der Ortsgemeinde Quinten realisiert. Es wurden drei grosse Trockenmauern saniert und eine ökologische Wald­rand-­Auf­wertung verwirklicht.


Bei der Planung weiterer solcher Projekte mussten wir feststellen, dass es in Quinten sehr viele Trockenmauern gibt und dies eine Gesamtübersicht, das heisst ein Inventar aller Trockenmauern, notwendig macht. In diesem elektronischen Inventar sind alle Trockenmauern auf dem Gebiet der Ortsgemeinde Quinten festgehalten. Der heutige Zustand, die Sanierungsbedürftigkeit und die Bedeutung für die Landschaft sowie die Ökologie sind ebenfalls nachzusehen. Neben dieser elektronischen Inventarisierung ist auch ein gedrucktes Inventar in Form einer Broschur entstanden, das sich hier downloaden lässt.


An dieser Stelle dankt die Stiftung Pro Quinten der Ortsgemeinde Quinten und der Wald­region 3 Sarganserland (Förster Josef Kühne, Murg, und Försterin Renate Friedl, Flums) für die ausgezeichnete und massgebliche Zusammenarbeit. Einen grossen Dank gebührt auch Ju Giger, Scantop AG, Zizers, für die Gestaltung des Inventars und die Impressionenfotos.


Die Stiftung Pro Quinten wird in Etappen und in Jahren die notwendigen und sinnvollen Sanierungen der Trockenmauern in Quinten verwirklichen.

 


Trockenmauern

 

Eine Trockenmauer besteht aus Natursteinen, die ohne Beton oder Mörtel, und damit trocken, von Hand im Verband aufgeschichtet wird. Trockenmauern bauen ist eine uralte und über Jahrhunderte bewährte Handwerkskunst. Sie entwickelte sich vor allem in der bäuerlich geprägten Kulturlandschaft, wo die technischen und logistischen Möglichkeiten nicht vorhanden waren. So entstanden Grenzmauern zwischen Weideparzellen, Stützmauern zur Terrassierung von Weinbergen und Obstgärten und für Erschliessungswege. Diese ländliche Baukultur folgte immer Grundsätzen, die heute als «nachhaltig» bezeichnet werden. Gebaut wurde von Hand und ausschliesslich aus lokal verfügbaren Gesteinsmaterialien, zum Beispiel aus Findlingen und Lesesteinen, die man auf den Weide- oder Anbauflächen einsammelte. Die Mauersteine in Trockenmauern demonstrieren daher vor allem die Bedeutung regionaler Ressourcen und zeugen mehr von Nachhaltigkeit und Zweckmässigkeit als von stilistischen Überlegungen. 

 

Trockenmauern sind zwar ein kleines, aber relevantes Beispiel, dass der Mensch die Natur stark verändern kann, ohne sie zu zerstören. Interessant ist deshalb folgende Entwicklung: Obwohl die Trockenmauern als künstliche Objekte zu betrachten sind, haben sie im Laufe von Jahrhunderten selber Funktionen im Naturhaushalt übernommen. Sie sind wertvoller Lebensraum für wärmeliebende Tiere und Pflanzen und stellen einen hohen ökologischen Wert für die Landschaft dar. Zudem ist eine Landschaft mit Trockenmauern optisch und sinnlich wahrnehmbar – es ist eine Landschaft, die man lesen kann –, eine Landschaft mit Gedächtnis. 

 

Auf dem Gebiet der Ortsgemeinde Quinten stehen auffallend viele Trockenmauern. Das Gebiet der Ortsgemeinde Quinten umfasst 530 Hektaren Wald und Wiesen sowie die drei Alpen Säls, Sulzli und Laubegg. Hauptgründe für die grosse Anzahl Trockenmauern sind:


  • die Topografie (das Gelände ist sehr steil) 
  • die landwirtschaftliche Bewirtschaftung
  • Steine als Baumaterial im Überfluss

 

Im Jahre 1910 lebten noch 104 Menschen in Quinten, die das karge Land bewirtschafteten. Sie besassen Geissen und Schafe (kein Grossvieh) und betrieben etwas Rebbau. Um diese kargen Wiesen zu bewirtschaften, mussten zu deren Erschliessung Wege gebaut werden – bergauf und bergab. Diese Wege wurden mit Stützmauern (Trockenmauern) befestigt. Da es keine Zufahrtswege/Strassen nach Quinten gab, verwendete man das Material, das vor Ort war: Steine. Die vielen Trockenmauern in Quinten dienten also:

 

  • zur Erschliessung der kleinflächigen Wiesen, Weiden und des Waldes 
  • zum Stützen von Hängen und für den Wegebau 
  • zum Schutz für die Tiere und vor der Verbuschung

 

In aufwendiger und mühsamer Handarbeit wurden die Steine zusammengetragen und aufgeschichtet, und so entstanden die Trockenmauern. 

 

Im Laufe der Zeit sank die Bevölkerungszahl in Quinten sehr stark und die Landwirtschaft ist leider nur noch eine «Randerscheinung». Tourismus und Rebbau gewannen an Bedeutung. Die nicht mehr landwirtschaftlich genutzten Wiesen verwalden teilweise und die Trockenmauern verfallen.

 

Es ist Ziel der Stiftung Pro Quinten, diese Trockenmauern als Zeugen früheren Bewirtschaftung weiterhin als Befestigung der Wanderwege sowie aus ökologischen Überlegungen teilweise zu sanieren und instand zu setzen.

Zur Orientierung

 

Damit sich die oder der Interessierte im Inventar bestmöglichst zurechtfindet, finden sich hier Informationen, wie im Detail die Mauern auf­genommen sind.

 

Kriterien

Die ins Inventar übertragenen Trockenmauern erfüllen folgende Kriterien:

 

  • Sie sind per Definition Trockenmauern, das heisst, ohne Zuhilfenahme von Mörtel gebaut. Wenn ausgemörtelte Mauern aufgeführt sind, sind diese für die Erschliessung von Quinten von Bedeutung. Ausserdem ist vermerkt, wenn Mauern betonierte Stellen aufweisen.
  • Die Trockenmauern befinden sich auf dem Gebiet der Ortsgemeinde Quinten.
  • Sie haben eine Mindestlänge von zehn Metern; kürzere Mauern weisen eine Besonderheit auf, die vermerkt ist.

 

Einteilung des Mauerzustands

Der jeweilige Zustand einer Mauer ist in drei Kategorien aufgeteilt, die mit den Kleinbuchstaben a, b und c gekennzeichnet sind:

a: intakt bis nahezu intakt; die Mauer ist auf über 95 % der Länge intakt, weist weder eingestürzte Abschnitte, bauchige oder überhängende Stellen auf.

b: mangelhaft bis schlecht; die Mauer weist zwischen 5 und 50 % der Länge eingestürzte Abschnitte oder einsturzgefährdete Stellen (bauchig, überhängend) auf.

c: vorwiegend schlecht; die Mauer weist auf über 50 % der Länge eingestürzte Abschnitte oder einsturzgefährdete Stellen auf.

Diese Zustandskategorien dienen der Analyse zum Sanierungsaufwand, der sich von «Intakt», über «Reparatur» zu «Neuerstellung» äussert.

 

Priorisierung

Jede der aufgeführten Trockenmauern ist nach sechs Kriterien gewichtet, die der Priorisierung dienen. Diese reichen von den Punkten 1 (niedrig/wenig) bis 5 (hoch/viel). Die Kriterien dazu lauten:

 

  • ökologisches Potenzial 
  • Effekt für die Öffentlichkeit
  • historische Bedeutung
  • Sanierungsdringlichkeit
  • Sanierungsaufwand
  • Unterhalt

 

Ökologisches Potenzial: Exposition, Besonnung, Vernetzung der Mauer mit anderen Strukturelementen wie ökologisch wertvollen Wiesenflächen. Das ökologische Potenzial hat in der Gewichtung einen hohen Stellenwert. Deshalb sind die Punkte doppelt gezählt. 

 

Effekt für die Öffentlichkeit: Lage der Trockenmauer an touristisch viel begangenen Orten wie etwa Wanderwegen.

 

Historische Bedeutung: Lage der Trockenmauer im Wegenetz, historische Orte z. B. Wild­heugaden bei der Laubegg.

 

Sanierungsdringlichkeit: Sanierung in 20 Jahren nötig = wenig; Sanierung in den nächsten fünf Jahren nötig = hoch.

 

Sanierungsaufwand: Ergibt sich aus den analysierten Zustandskategorien, siehe Einteilung des Mauerzustands.

 

Unterhalt: Beurteilung der Gewährleistung des Unterhalts. Bei Trockenmauern, die im Besitz der Ortsgemeinde Quinten sind, ist die Gewährleistung voraussichtlich höher, als wenn sie im privaten Besitz sind. Sie spielt insgesamt eine eher untergeordnete Rolle und geht deshalb nur zur Hälfte in die Bewertung ein.

 

Standorte

Das Gebiet der Quintner Trockenmauern erstreckt sich von West nach Ost über den Seerenwald nach Laui, Quinten, Au, Schilt und Gand. Ausserdem gehören die drei Alpen Säls, Sulzli und Laub­egg dazu. Zur geografischen Orientierung im gedruckten Inventar sind die Standorte der einzelnen Trockenmauern in acht Gebiete unterteilt, die mit den Grossbuchstaben A bis H gekennzeichnet sind. In der Gebietsübersicht auf den Seiten 14 und 15 finden sich auf einer Karte grafisch dargestellt die unterteilten Gebiete. Analog dazu lassen sich auch die Mauern im elektronischen Inventar in diese Regionen unterteilen.